von Dr. med. vet. Eva Haberpeuntner, Ganshofstraße 11, 5020 Salzburg
In unserer Praxis, Dr. Emanuel Wuppinger und Dr. Eva Haberpeuntner, wurde ein 2 Jahre altes, männlich kastriertes Kaninchen vorgestellt. Im Vorbericht wurde von der Besitzerin angegeben, dass das Kaninchen „Joschi“ wenig Kot absetzt und dabei stärker presst. Auch werden kleine Blutstropfen dabei abgegeben. Das Tier befand sich aber bei gutem Allgemeinbefinden und normaler Futteraufnahme. Das Kaninchen wurde bisher mit Heu, Grünfutter und der handelsüblichen Körnermischungen sowie Grünrollis gefüttert, und lebt in Einzelhaltung.
Der Palpationsbefund ergab ein festes Gebilde in der Bauchhöhle und nur geringe Schmerzhaftigkeit beim Durchtasten des Abdomens. In der Röntgenaufnahme konnte ein rundes Gebilde im Blasenbereich dargestellt werden. Dies bestätigte den Verdacht eines Blasensteins.
Das Kaninchen wurde antibiotisch und mit Schmerzmittel versorgt und mit der Tierbesitzerin ein Operationstermin vereinbart.
Zur Narkoseeinleitung bekam das Tier eine Injektionsnarkose zur Einleitung und die Narkose wurde anschließend mit Sauerstoff und Isofluran, einem Narkosegas, weitergeführt. Intraoperativ konnte ein 7 g schwerer Blasenstein, ca 2 cm im Duchmesser entfernt werden. Zusätzlich noch zwei kleinere Konkremente.
Die Steinanalyse im Fremdlabor ergab den Befund: Kalziumcarbonatstein.
Das Kaninchen wurde noch einige Tage mit Antibiotikum und Schmerzmedikamenten behandelt und den Tierbesitzern ein Diätplan mitgegeben.
Kaninchen zeigen einige Besonderheiten im Kalziumhaushalt. Viele Tiere absorbieren Kalzium, wobei das Parathormon mit den Metaboliten von Vitamin A und Calcitonin den Stoffwechsel reguliert. Kaninchen hingegen nehmen soviel Kalzium auf, wie im Futter vorhanden ist, unabhängig vom Bedarf. Noch nicht vollständig geklärt ist, welche Rolle Vitamin D im Kalziumhaushalt der Kaninchen spielt. Die Ausscheidung von Kalzium erfolgt vorrangig über die Nieren beim Kaninchen und weniger über die Galle, wie es bei anderen Tierarten vorliegt. Überschreitet der Blutkalziumspiegel die Nierenschwelle, kommt es zur Exkretion des überschüssigen Kalzium in den alkalischen Urin.
Warum kommt es zur Bildung von Blasensteinen? Die beiden häufigsten Faktoren sind eine erhöhte Aufnahme über das Futter und eine Erhöhung des Urin-pH-Wertes. Auch die Form des Ca im Futter hat Einfluss auf seine Verdaulichkeit. Zu einer Erhöhung des Urin-pH-Wertes kann es bei Harnwegsinfektionen kommen, auch eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr führt zu einer Konzentration des Urins.
Leider kann es auch bei angemessener Haltung und Futterumstellung, sowie bei ausreichender Flüssigkeitsaufnahme (weniger kalziumreiche Futtermittel) in wenigen Fällen zu Rezidiven kommen.
Verwendete Literatur: Susan A. Brown and Karen L. Rosenthal: Kleinsäuger; 2002, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart.