von Dr. med. vet. Eva Haberpeuntner, Ganshofstraße 11, 5020 Salzburg
Eine verletzte Graugans wurde kürzlich mit der Feuerwehr in das Tierheim in Salzburg und anschließend in meine Ordination gebracht. Passanten hatten beobachtet, dass sich das Tier absonderte, beim Füttern nicht kam und sehr matt wirkte. Bei der Untersuchung zeigte sich, dass die Gans einen Angelhaken „verschluckt“ hatte, der sich in der Schnabelhöhle verhakt, Schmerzen und eine eitrige Entzündung verursacht hatte. Da die Gans auch einen schlechten Ernährungszustand aufwies, hatte sie den Fremdkörper vermutlich schon vor längerer Zeit aufgenommen.
Das Tier wurde narkotisiert und ein Röntgenbild angefertigt. Der Angelhaken hatte sich tief in die Schleimhaut des hinteren Rachenraums, nahe der Öffnung von Luftröhre und Speiseröhre gebohrt. Ein kleines Stück Angelschnur hatte sich um den Schnabel gewickelt. Der Haken wurde langsam und vorsichtig entfernt, die Wunde medizinisch versorgt. Nach Verabreichung von Antibiotika und Schmerzmittel konnte das Tier nach einigen Tagen wieder an die Fundstelle zurückgebracht werden.
Leider sind solche Verletzungen durch Angelhaken bei Wassergeflügel keine Einzelfälle. Auf der Suche nach Nahrung nehmen sie die (leider oftmals achtlos weggeworfenen) Haken auf. Bei zahlreichen Schwänen, Enten und Gänsen konnten die Haken entfernt werden, bei manchen Tieren finden sich 2, auch schon mal drei Angelhaken.