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„Mein Wellensittich plustert .............“

von Dr. med. vet. Eva Haberpeuntner, Ganshofstraße 11, 5020 Salzburg

Sittiche, Papageien und andere Ziervögel zeigen in vielen Fällen lange Zeit keine für uns deutlich sichtbaren Krankheitssymptome, versuchen gesund zu erscheinen, solange sie irgendwie zu einer Kompensation in der Lage sind. Auch wenn es sich um zum Teil schon domestizierte Vögel handelt, verhalten sie sich doch noch wie in freier Wildbahn. Sie versuchen ihre Position in der Gruppe und ihr Überleben in der Wildbahn zu sichern, denn kranke Tiere sind ja vorrangig Ziele und Opfer von Raubtieren. Daher befinden sich viele Vögel, vom besorgten Tierbesitzer in der tierärztlichen Praxis als "ganz plötzlich" krank vorgestellt, meist schon in einem weiter fortgeschrittenem Krankheitsstadium und dann häufig mit unspezifischen Symptomen, wie z. B. Plustern oder Inappetenz (Futterverweigerung).

Als VogelbesitzerIn ist es für Sie daher sehr wichtig, Ihr Tier genau zu beobachten, um schon bei geringsten Abweichungen vom Normalverhalten reagieren zu können. Kontrollieren Sie täglich nicht nur Aussehen und Verhalten Ihrer Vögel, sondern beim Saubermachen des Käfigs / der Voliere auch Aussehen von Kot und Harn Ihrer Tiere sowie die Futter- und Wasseraufnahme. Sollte es möglich sein und für die Vögel nicht zu großen Stress bedeuten, wiegen Sie Ihre Tiere in kürzeren Abständen ab. Wenn Sie dabei Ihren gefiederten Freund in den Händen halten, sollte ein Abtasten der Brustbeins bzw. der Brustmuskulatur gleich mit einbezogen werden. Dies kann Ihnen wertvolle Hinweise auf den tatsächlichen Ernährungszustand des Tieres geben, da das Gefieder oftmals keine äußerlich sichtbare Beurteilung zulässt, sondern einen guten Ernährungszustand schon mal vortäuschen kann. Achten Sie auch darauf, ob Ihr Vogel nur im Futterschälchen rumwühlt, oder ob er tatsächlich die Körner aufnimmt und auch leere Spelzen am Boden und im Schälchen zu finden sind. Aus oben genannten Gründen kann jedoch eine erhaltene Futteraufnahme nie als alleiniges Kriterium zur Beurteilung eines guten Gesundheitszustandes und Wohlbefindens eines Vogels genommen werden.

Um bei geringer Krankheitssymptomatik und oftmals unspezifischen Symptomen zu einer Diagnose zu gelangen, ist es für Ihren Tierarzt / Ihre Tierärztin sehr wichtig, einen ausführlichen Vorbericht (Fütterung, Haltung etc.) von Ihnen zu erhalten. Die klinische Untersuchung durch den Tierarzt umfasst schließlich die Adspektion (Ansehen des erkrankten Tieres, z. B. Beurteilung der Körperhaltung), die Palpation (das Abtasten nach Herausnehmen des Tieres aus der Transportbox oder des Käfigs), sowie weiterführende Untersuchungsmethoden wie Röntgen oder die Entnahme eines Abstrichs oder Blutproben zur Labordiagnostik.