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Was alles so „vorfällt“

von Dr. med. vet. Eva Haberpeuntner, Ganshofstraße 11, 5020 Salzburg

...zu den eher häufig vorkommenden „Vorfällen“ in meiner Praxis zählen sogenannte „PROLPAPSE“ von Enddarm, des Hemipenis, der Blase oder auch des Legedarms aus der Kloake. Ein Prolaps gilt als „echter Notfall“, da das vorgefallene Gewebe möglichst rasch konservativ oder auf chirurgischem Weg behandelt werden muss, da es sehr rasch austrocknen oder sekundär zu Verletzungen kommen kann.

In den Bildern sehen Sie
Hemipenisprolaps bei einer Wasseragame (Physignathus cocincinus)
Enddarmprolaps bei einer Bartagame (Pogona vitticeps)
Legedarmprolaps mit beinhaltetem Ei während der Legetätigkeit bei einer Bartagame (Pogona vitticeps)

Einige möglicher Ursachen für einen Prolaps können sein:
Darmparasiten
Verstopfungen (Obstipationen)
Entzündungen der Schleimhäute (Darm, Legedarm)
Legenot durch z.B. zu große Eier, deformierte Eier
Paarungsverhalten mit Verletzungen des Hemipenis oder „Überaktivität“ und starker Schwellung des Gewebes
enge Beckenverhältnisse oder Vergrößerung innerer Organe (Tumor, Nierenschwellungen...)

Die Tiere verspüren einen ( aus wie oben genannten Grund ) verstärkten Drang zum „Pressen“, sodass letztendlich das Gewebe mit ausgestülpt wird.

Ist dem Tierbesitzer aufgefallen, dass „etwas aus der Kloake heraushängt“, heißt es nun rasch handeln. In allen Fällen sollte dafür gesorgt werden, dass das Gewebe nicht austrocknen kann (feuchte Tupfer anbringen, auf feuchten sauberen Untergrund setzen) und vor Verletzungen geschützt ist (Bodensubstrat entfernen, von anderen Terrarienbewohnern trennen). Umso „frischer“, d.h. rascher ein Prolaps entdeckt, diagnostiziert und behandelt wird, umso besser ist die Prognose und die Aussicht auf eine vollständige Repositionsmöglichkeit ohne Komplikationen. Bevor der Prolaps behandelt wird, muss auf alle Fälle sicher festgestellt werden, um welches Gewebe es sich handelt, was in manchen Fällen auf den ersten Blick nicht so einfach erscheint.

Entsprechend kann dann die Therapie erfolgen, auf konservativen oder auf chirugischen Weg. Auf keinen Fall sollte das Gewebe „einfach mal schnell in die Kloake zurück gestopft werden oder gar abgebunden und abgeschnitten werden“.

Beraten Sie sich auf alle Fälle mit Ihrem/r reptilienkundigen Tierarzt/Tierärztin.